Der Käpt’n hält das Schiff auf Kurs

Hintergrund: Das Sole-Waldschwimmbad in Bad Gandersheim ist eines der idyllischsten Schwimmbäder, das man sich vorstellen kann. Und das Wasser mit seiner Sole ist so gut, dass die Augen nicht brennen. Sogar Kaffee kann man damit kochen, sagt Lothar uns. Überhaupt, Lothar: Ein 70jähriger Maschinenbauer, der die Technik des “Sole-U-Boots”  fast im Alleingang am Laufen hält. Und oben sind es Hardy und über 20 ehrenamtliche Mitarbeiter des Schwimmbad-Fördervereins, die das Bad vor 5 Jahren wieder eröffnet haben und seitdem betreuen. Zwischenzeitlich zwang die Schuldenkrise die Stadt Gandersheim nämlich zu einer vorübergehenden Schließung des Bades für etwa 2 Jahre.

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Architektur der Choräle

Hintergrund: Das Kloster Brunshausen ist nicht nur der geschichtsträchtigste Ort Gandersheims – in unserer Rosvitha-Lesung in der Marienkapelle heute abend durfte man bereits dem Gründermythos der Stadt lauschen. Die eher dunkelen Seiten sind auch weithin bekannt (vgl. bereits hier). Im Klosterhof gibt es auch ein Café und Gästehaus, in dem die Familie Löming eine wahre Schatztruhe an Erzählungen in ihren Köpfen trägt, die sich in, um und an dem alten Gebäude abgespielt haben. Die allermeisten davon sind auch den Gandersheimern völlig unbekannt.

Erst ist es nur der Wind. Das Rauschen der Bäume und das Zwitschern verirrter Vögel bildet eine Partitur, auf der sich mit jedem Schritt, den Skulpturenweg entlang, eine kleine Melodie einnistet. Eher eine Art Sprechgesang, ein Flüstern, aber zu undeutlich zum Verstehen. Irgendwann wird ein alter Bau sichtbar und die Stimmen haben sich zu einem murmelnden Orkan am Himmel zusammengebraut. Hier hat alles begonnen, ein Ground Zero, eine Genesis, und mit jedem Jahr wuchs die Last zu erzählen, die nun der Wind zu tragen hat. Ein Choral aus Kakophonien und Widersprüchen und Biographien, die alle etwas sagen wollen, sagen, immer weiter sagen. Die Stimmen fließen aus dem alten Kloster aus, bluten aus seinen Wänden und bilden fast alles ab, was zur Erzählung von Deutschland gehört.

Um sie zu hören, muss man sie ordnen, begehbar machen, Architektur errichten. Räume errichten. Die Geschichte des Klosters Brunshausen hat drei Zimmer.
Zimmer Eins: Mittelalter, Bildungsstädte, Reformationszeit, Kulturhochburg. Rosvitha.
Zimmer Zwei: Lager. Frauen- und Kinderlager. Die nicht so schöne Zeit.
Zimmer Drei: Ausflugsziel. Renovierung. Museum. Aufarbeitung. Angefüllt mit Karten zu Zimmer Eins und Zimmer Zwei.

Drei Zimmer, um den Sturm der Choräle in Bahnen und Kanäle zu lenken, ihn in Mauern und Mörtel und Anstrich zu fassen. Doch streckt man die Hand aus und nähert sie langsam dem Putz, dann steigt das Geflüster wieder aus dem Kalk, es will herausbrechen, hervorbrechen, neue Türen zu unbekannten Zimmern aufreißen, die in so großer Zahl dahinter liegen.

Die Zimmer 1945 bis 1989. Erste Tür: Wandmalereien von Pyramiden. Ein Zimmer weiter. Graffittis aus der Kriegszeit. Eine Tür hinein, eine Treppe nach oben: Eine Frau macht Ordnung, indem sie alles aus dem Fenster wirft und mit Benzin übergießt. Zwei Türen zur Auswahl, links: Eine Frau hat sich erhängt. Rechts: Über eine 30 cm breite Regenrinne führt ein Weg zur alten Glocke, auf der Gras angebaut wird. Zwei nach Oben: Eine komplette eingerichtete, aber leerstehende Wohnung. Zwei Zimmer vor, einen Gang zurück: Landarbeiter, die ihre unbeheizten Wohnungen mit Wolldecken abhängen. Im gleichen Zimmer: Bitterste Armut. Ein paar Zimmer vor: Immer noch keine Heizungen, Hippie-Kommune, Badewanne im Hof. Zwei Treppen zurück, ein paar Jahre vor. Zimmer eins: Türken aus Izmir. Zimmer zwei: Benno. Zimmer drei: Kurden. Türken: „Die Kurden stinken.“ Kurden: „Die Türken spinnen“. Benno versteht es noch nicht. Ein Trakt nach Vorne: Ein alter Mann erscheint, der eine Wildfalle als Kind hier angebracht hatte. Viele, viele Zimmer früher.

Sie kamen, sie gingen, sie kamen wieder, sie ließen etwas da. Sie erzeugten kleine Töne und Klänge und Rufe und stimmten in den Sturm ein. Ein Choral aus Kakophonien und Widersprüchen und Biographien, die alle etwas sagen wollen, sagen, immer weiter sagen. Um sie zu hören, muss man sie ordnen, begehbar machen, Architektur errichten. Räume errichten. Es gibt hier mindestens so viele Räume wie Stimmen im Choral.

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Das Reformhaus

Hintergrund: Hinter der Polizei geht es eine Straße hoch und da befindet sich ein Unikum: Das Reformhaus von Bad Gandersheim. Und dann wird einem gesagt, dass man da unbedingt hinzugehen hat. Hingegangen und gefragt, was man mir empfehlen könne… 

(Die Kastenwesen haben weitere Unterstützung bekommen! Dorothea hat sich gleich auf den Weg zum Reformhaus gemacht…)

Hier wird man so gut beraten
man kauft ihm glatt alles ab
bereits seit 49 Jahren
in denen es dies Lädchen gab.

Von diesem Mann, ein Original,
kann alles man erstehen
und wird, das war bei mir der Fall,
die Welt dann anders sehen.

Im Kleinsten liegt die größte Kraft,
im Feinsten liegt der Weisheit Schluss,
Nun ahn ich wieder was ich kann
Nun weiß ich, was ich muss.

Ich muss die guten Säfte lieben
Und Früchteriegel essen
Ich kann die große laute Welt
Und Fastfood gern vergessen.

Nun bin ich Reformierte
Und trink was mir gefällt:
Die Säfte im Reformhaus
Des Herren Langenfeld.

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Teilnehmerbericht vom Ferienpass-Workshop

Hintergrund: Am Montag und Dienstag haben wir einen je zweistündigen Jugendworkshop veranstaltet, um gemeinsam kreative Dinge zu entwickeln und zu schauen, wie man an spannende Themen herangehen kann. Zusammen mit den zwölfjährigen Schülern Niklas Oelmann, Marvin Mittwoch und dem 16-jährigen Miguel Gamaschlag aus Bad Gandersheim haben wir an einer Comic- /Song-Geschichte über das Orxhausener Moor gebastelt (Vgl. Bericht auf HNA Online). Seither verbringt Miguel fast jeden Tag bei uns im Kasten und unterstützt die Kastenwesen beim Sammeln Gandersheimer Geschichten. Über den kleinen Workshop-Bericht, den Miguel gerade geschrieben hat, geht einem das kubische Herz auf. Wir ziehen dankbar den Hut und freuen uns auf einen gemeinsamen Endspurt im Kulturhof!

Bad Gandersheim – ein Ort wo Geschichte lebendig wird, egal ob in Kloster Brunshausen oder im Kirchendom alles hier ist geschichte. Die Kastenwesen die diese zusammenfassen. doch wer oder was sind eigentlich die Kastenwesen? Die Kastenwesen sind vier nette, junge Männer die hier sind um Geschichten über diese Stadt namens Bad Gandersheim zu suchen und auch zu finden, daraus machen sie dann schöne Gedichte oder sogar mal auch schöne Bilder aber auch musikalisch sind sie sehr kreativ. Sie lassen es sich nicht nehmen selber etwas daraus zu dichten. Denn was sie dichten, malen oder musizieren, ist amüsant und unterhaltsam. Sie sind hier so nett und freundlich das ist nicht immer selbstverständlich. Sie befassen sich mit ihrem Thema fremde Heimat. Denn Sie wussten erst nicht was sie hier erwartet, alles war fremd und neu, doch sie lebten sich schnell ein und fühlten sich schon fast wie zu Hause. Alles was sie machen zieht Jung und Alt magisch in ihren Bann. Auch ich der dies hier schrieb war erst schüchtern und zurückhaltend doch dann lernete ich sie näher kennen und fand sie nett. Ich arbeite nun ein bisschen mit ihnen und eine enge Bindung enstand sie wurden sowas wie grosse brüder für mich, die ich nie hatte.

-Miguel Gamaschlag

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Gastrorama – Zum Campingplatz

Hintergrund: Etwas abseits des restlichen Stadtgeschehens versteckt sich als Oase der Ruhe das Restaurant “Zum Campingplatz”. Hier gibt es nicht nur hervorragende Schnitzel, sondern auch die Gelegenheit, die nähere Umgebung für den anschließenden Verdauungsspaziergang zu nutzen: Nach einem ordentlichen Mittag- oder Abendessen lässt sich die Idylle des angrenzenden Kurparks umso besser genießen.

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Gastrorama – Adi’s

Hintergrund: Beim Adi gibt’s kühles Bier, nette Gespräche und die beste Currywurst Deutschlands. 

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Leben, Tod und Türme

Hintergrund: Vor 55 Jahren eröffnete der Intendant Eberhard Gieseler die ersten Gandersheimer Domfestspiele mit einer Inszenierung von Hugo von Hofmannsthal “Jedermann”. Die Hauptrolle spielt Gustav Fröhlich, für Tischgesellschaft und Rufer-Rollen wurden SchülerInnen aus dem Rosvitha-Gymnasium auf die Bühne geholt, von denen viele noch heute in Gandersheim leben.

Die Stiftskirche hat geläutet. Allegorische Verdichtung. An vier erhöhten Gebäuden stehen sie bereit. Schuljungs, die etwas ausrufen werden, weit über alle Dächer der Stadt. Ein Wort nur, noch ist es nicht gesprochen, nur geübt, nur bereit, nur in Anschlag irgendwo im Kehlkopf. Ein Wort, dreimal wiederholt, wird das Leben entlang der Gande für immer verändern, von der Georgskirche bis zum Eterna-Einfluss, und weit darüber hinaus.

Es ist 1959. Die Stiftskirche hat geläutet. Heute geht der Tod um. Etwas wird sterben an diesem Abend, und etwas anderes geboren werden. Peter steht vor dem Rathausturm und wartet. Wegen seinem Stimmorgan hat man ihn ausgewählt aus vielen anderen Klassenkameraden, in einer Turnhalle voll Sägespäne und Viehsalz auf dem Boden. Er hat auch Dinge auf die Bühne getragen. Eine tragende Rolle. Aber entscheiden wird es sich gleich. Vielleicht lässt er den Blick kreisen, vielleicht atmet er tief die Abendluft ein, vielleicht denkt er an die bevorstehenden Ferientage. Er steht. Er wartet. Es gibt noch viele andere. Unten stehen Klaus und Winfried, Elke und Renate, Wolfang und Ursula. Einige andere. Der Lehrer hat sie angesprochen auf dem Gymnasium. Aber vom Tod hatte er nichts gesagt. Auch vom Leben hat er nicht viel gesagt. Er hat etwas von einem Eberhard gesagt und von einem Gustav, irgendwelche berühmte Menschen. Sie sind irgendwo da unten, es scheint so weit weg von hier, und mit ihnen wartet der Tod. Es wird einer sterben, dessen Sünden zu groß geworden sind, sein Geiz, seine Habgier, sein Geldbeutel. Peter kann das nicht passieren. Er bekommt für seine Stimme nur eine Bockwurst mit Kartoffelsalat.

Jetzt ist es fast soweit. Ein Wort bündelt sich langsam in seinem Kehlkopf, das einem Mann den Tod bringen wird. Man wird es noch weit über die Jahrzehnte nachklingen hören, bis nach Braunschweig und Hannover, denn das Leben wird immer wieder kommen, Sommer um Sommer.

Die Stiftskirche hat geläutet. Auf vier hohen Gebäuden ist man bereit, Peter ist bereit. Der Tod ist bereit. Luft sammelt sich in Lungen. Der Leben ist bereit. Allegorische Verdichtung.

Jedermann.

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Gastrorama – Junges Blut ist was ich brauch

Hintergrund: Vor 20 Jahren, auf dem Gandersheimer Gastronomen-Stammtisch, wurde nach einigen Bieren groß gesponnen: Eine Gastronomie für die Domfestspiele müsse doch her! Nur zwei Herren hörten auch nüchtern nicht auf zu spinnen – Gebhart Jungesblut vom Köpi-Stübchen und Heinz-Walter Gisa von der Alten Mühle. “So nebenbei” fingen sie an damit – und aus einem Minizelt mit einer Babybadewanne mit Eiswürfeln und Sekt entstand über die Jahre eine riesige Zeltlandschaft. Auch die legendäre Konzertreihe “Freitags im Zelt” oder Events wie Frau Mittwochs Geburtstagsfeier (vgl. auch hier) finden dort statt.

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Kreisblatt enthüllt: Kastenwesen eigentlich Lüstlinge

Chefredakteur Thomas Fischer gelang eine peinliche Enthüllung: Ein Mitglied der Gruppe Kastenwesen, „der Lukas“, ist höchst fragwürdig. Am Donnerstag Abend, nach dem Jazzkonzert “two voices – Jazzstandards mit Rebecca Siemoneit-Barum & Petra Welteroth” wurde er dabei beobachtet, der Damenwelt auf durchsichtige Weise imponieren zu wollen: Er warf seinen Hut waghalsig in die Höhe und fing ihn prahlerisch wieder auf. Diesen exponierten Flirt-Versuch kommentierte er Fischer gegenüber ausweichend. Nicht einmal dazu, wem dieses Gehabe eigentlich galt, wollte sich der ‘Künstler’ festlegen – offensichtlich, um sich so sogar noch mehr Chancen zu erhoffen. Es sei die erste Verantwortung öffentlicher Persönlichkeiten, entschieden gegen jede Form des subtilen Sexismus‘ vorzugehen, gab sich Fischer bescheiden. „Sonst sind wir bald bei Übergriffen“. Lukas Wilde zeigte sich uneinsichtig: So öffentlich sei der Fischer gar nicht. Ob das geschädigte Ansehen der Kastenwesen auf die anderen Mitgliedern des Kollektivs abfärbt, wird sich zeigen: Angebracht wäre sicherlich eine öffentliche Distanzierung von diesem Macho-Gehabe.

DAS HUTIGSTE SOFORT: Der Hut des Anstoßes

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Das Indianerlied

Hintergrund: Heckenbeck ist ein Gandersheimer Vorort, in dem es tendenziell steil aufwärts geht. Zuwanderung von überall her, eine neue Schule und Kindergarten, ein florierendes Volkstheater (“Weltbühne”) – Heckenbeck ist ein Zukunftsprojekt, in dem es irgendwie zu funktionieren scheint, dass die ältere Generation an Ortsansässigen (“Gardinengucker”) sich mit der neuen Generation zugewanderter Alternativer (“Indianer”) zusammengerauft hat; und man nun gegenseitige Verschrobenheiten toleriert. Heckenbeck ist die paradigmatische “fremde Heimat”, in der das alles irgendwie aufgeht. 

Und hier eine Aufnahme des improvisierten Live-Konzerts vor der Ecke mit Dorotheas wundervollen Zweitstimme:


Sie leben hier seit Zeiten, Tag und Jahr
sie leben tief in Tradition
Es wacht ein jedermannes Augenpaar
auf den Erhalt der Bastion

Doch plötzlich taucht ein junger Fremder auf
und auf den einen folgen Zehn
Sie führen sonderbarste Bräuche mit
wieviel muss man noch zugestehen?

Gardinengucker sehen niemals weg
das fremde Volk ist jung und wild
Indianer mähen ihre Gärten nie
wir passen nicht ins gleiche Bild
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