Flusskuss

Hintergrund: Oft musste man ja ganz viel fragen, suchen, stochern und forschen, um eine schöne Geschichte erzählt zu bekommen, zu der man etwas produzieren könnte. Ganz anders, als plötzlich der Schorsch in unser Zelt marschiert kam und uns von einem Ort berichtete, wo zwei Flüsse sich küssen. Ein Schnittpunkt von Erinnerungen an ein Gandersheimer Leben.

Ich ging die Altstadt vor mich hin und dacht an nichts bestimmtes
ein Wirt bot mir ein Bierchen an, und wie’s so ist, man nimmt es
Beschwingter führt mein Weg voran, wie’s hier ja oft gewesen
nach Gandersheimer Gastlichkeit, man konnt’s im Kreisblatt lesen
Die Gande führt mich Fremden nun an ihren Wassertrassen
entlang / ich folg ihr gerne hin zum Wald – ich muss wohl Wasser lassen
Dies ist mir durchaus ungeschätzt, ich weiß mich in die Schranken:
„denk an der Kastenwesen Ruf vor all den Kurpark-kranken“.
Der Schatten eines Viadukts – nanu? hier gab’s auch Römers?
gewährt mir Seel-, nein! Blasenruh! Ich frag, was gibt‘s denn Schöner‘s!

Da nun befällt mich ein Gefühl, ich meine fast: Ein Staunen
ob dieses lieben Wasserlaufs, voll eigensinn’ger Launen
Ein Fluss ist denk ich, generell, durchs Fließen definiert
Nur seh ich keinen Wellenkamm, der diese Wasser ziert.
Sie führen keine Wogen nicht, kaum Strömung oder Lauf
die Gande steht und hält die Wacht, sie ruht landein, landauf.

Gewiss verließ sie manches Jahr die Ufer, die sie fassen
stand wie ein Statement Gottes zwischen Neustadt, Markt und Gassen
bevor Eternas Leidenschaft, sich ganz in sie zu gießen
sich durch der Becken Rückhalt sacht in Schranken wiesen ließen

Was strömt, das sind sie Zeiten, sie umspielen ihre Steine
Und führen die Erinnerungen, meine deine seine
Erinnerung an Winter und den kleinen Bootsverleih
der lange vor dem neuen Bau wohl hier gewesen sei
Wo Kinder, heute reich an Jahr‘n, mit wackeligen Kufen
auf ihrem fest gefror’nen Lauf hier spielen, springen, rufen
Mit Kutschen, Äxten kam man an, um aus ihr Eis zu schlagen
das sie zum Ziel gekühlten Biers in ihre Keller tragen

Was strömt, das sind sie Zeiten, sie umspielen ihre Steine
Und führen die Erinnerungen, meine deine seine
Gewandelt hat sich vieles und es bleibt die Spur im Sande
von allem, was verflossen ist – nur eines steht, die Gande

Dies alles teilte sich mir mit / beim Wassern über Flüssen
Komm / tritt auch du einmal dort aus,
wo Gande und Eterna sich
seit allen Zeiten küssen

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